Der aktuelle Durchgang hat bereits begonnen.
Ein geschlechtsbezogenes Gruppenangebot des GesundheitsLadens e.V. für Jungen* bzw. Mädchen* im Alter zwischen 11-14 Jahren mit Übergewicht und deren Eltern
Das Thema Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen ist in den letzten Jahren in die Öffentlichkeit gerückt: Die WHO bezeichnet es als das „größte chronische Gesundheitsproblem“, welches bereits bei jungen Menschen zu kardiovaskulären (Herz und Gefäße betreffende), orthopädischen und psychischen Erkrankungen führen kann (siehe  www.bzga-kinderuebergewicht.de).
Aufgrund des Übergewichts nehmen bereits im Kindes- und Jugendalter die psychosozialen Belastungen durch Ausgrenzung oder Mobbing in der Schule zu, da Übergewicht nach wie vor vorwiegend eigenverantwortet wahrgenommen und schnell stigmatisiert wird. Die Akzeptanz des eigenen Körpers, den Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls sowie die Freude an der unbeschwerten Nutzung von Bewegungs- und Freizeitangeboten wird dadurch erheblich erschwert.
In Stuttgart geht man von 14.000 Kindern und Jugendlichen aus, die von Übergewicht bzw. Adipositas betroffen sind (GRDrs 260/ 2016). Allerdings gibt es kaum passende und qualifizierte Angebote für Mädchen* und Jungen* mit Übergewicht und deren Eltern (vgl. http://www.stuttgart.de/img/mdb/item/629410/126117.pdf).
Mit dem neuen Angebot „Stark hoch zwei“ des GesundheitsLadens e.V. soll einerseits diesen Jugendlichen eine Möglichkeit geboten werden, sich mit anderen Betroffenen in einer geschlechtshomogenen Gruppe auszutauschen, die Themen gesunde Ernährung und Bewegung in ihren Alltag zu integrieren sowie den Fokus auf eine aktive Lebensgestaltung zu legen. Die damit verbundene Stärkung des Selbstwertgefühls und einem eigenverantwortlichen Umgang mit sich selbst sind Ziele des Projekts.
Andererseits richtet sich das Angebot auch an die Eltern der/des Jugendliche*n: Das elterliche Engagement und eine gesunde Lebensführung soll in den Familien begleitend gefördert werden. Dabei unterstützt unser Konzept die Eltern auf zwei Ebenen: Einmal mit Elternabenden, bei denen Eltern sich informieren und austauschen können sowie mit individuellen Elterncoachings, die zur Stärkung der Familien dienen.
Unser Projekt
- Gruppenangebot: Starke Mädchen*/ starke Jungen*:
Bei den wöchentlichen Treffen werden neben den Themen Bewegung und Ernährung immer auch psychosoziale Aspekte mit einbezogen. Neben der Stärkung des Selbstwertgefühls und der sozialen Kompetenz liegt der Fokus auf eine aktive Lebensgestaltung als Basis für einen eigenverantwortlichen Umgang mit sich selbst und dem eigenen Essverhalten. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft positive Selbstwirksamkeitserfahrungen. Hierbei ist uns die Partizipation der beteiligten Mädchen* bzw. Jungen* besonders wichtig. Partizipation bedeutet aus unserer Sicht, dass die Mädchen* bzw. Jungen* sich als wichtige Akteure von „Stark hoch 2“ erleben und das Projekt aktiv und im Sinne der Prozessorientierung auch dauerhaft mitgestalten. Damit die Teilnehmenden sich beteiligen können, ist es wichtig, sie auf unterschiedlichen Ebenen nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu fragen und sie aktiv in alle Handlungsprozesse mit einzubeziehen. Sie werden in dem Projekt als „Expert*innen ihrer Lebenswelt“ ernst genommen, denn sie wissen am besten, welche Unterstützung notwendig ist, um dem Übergewicht aktiv begegnen zu können.
Ein weiterer Fokus bei „Stark hoch zwei“ liegt auf dem Geschlechtsbezug, somit werden die Gruppen geschlechtshomogen sein, das heißt es gibt eine Mädchen*- und eine Jungen*gruppe. Uns ist der Geschlechtsbezug auch deshalb wichtig, da das Übergewicht selbst und die damit erlebten Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen sehr schambesetzt sind. Gerade in der Pubertät, in der die „Akzeptanz des sich verändernden Körpers“ die gewichtigste Entwicklungsaufgabe darstellt, ist es aus unsere Sicht notwendig das Projekt in einem geschützten geschlechtshomogenen Rahmen durchzuführen, damit die Körperakzeptanz und der Aufbau einer positiven Ich-Identität bestmöglich gelingen kann.
Der Mädchen*gesundheitsladen und Jungen* im Blick sind geschlechtsbezogene Einrichtungen zur Gesundheitsförderung, sexuellen Bildung sowie Sucht- und Gewaltprävention. Mit diesem Konzept arbeiten wir seit 28 bzw. 10 Jahren erfolgreich in Stuttgart.
Das Angebot für die Mädchen* bzw. Jungen* wird drei Schwerpunkte haben:
- psychosoziale Aspekte
Der Alltag der meisten übergewichtigen Mädchen* und Jungen* ist häufig durch Kränkungen und Ausgrenzungserfahrungen geprägt. Darunter leiden die betroffenen Mädchen* bzw. Jungen* meist genauso wie unter dem Übergewicht selbst. Die Folge hiervon ist, dass Mädchen* bzw. Jungen*, ihre Lebensqualität als sehr schlecht einstufen (vgl. Der Spiegel 6/2018). Die Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls (z.B. durch Rollenspiele, bei denen die Jugendlichen lernen sich bei Abwertungen zur Wehr zu setzen) und eine aktive Lebensgestaltung stehen deshalb hier im Vordergrund.
- Bewegung
Unter dem Motto „Bewegung macht SpaĂź“ werden verschiedene Bewegungsangebote wie Schwimmen, Selbstbehauptung, Tanzen, Fitness, Klettern, etc. ausprobiert, die in den Alltag der Mädchen* bzw. Jungen* integriert werden können.
Die Inhalte der Bewegungseinheiten werden mit den Jugendlichen gemeinsam geplant und langsam gesteigert (Beginn mit Spielen auf der Wiese, Schnitzeljagd bis hin zu einem Schwimmbadbesuch bzw. einer Kletteraktion).
- Ernährung
Um auf Dauer erfolgreich zu sein wird in diesem Bereich eine Verhaltensänderung angestrebt. Grundlage hierfür sind neben Informationen zur gesunden Ernährung, Unterstützung bei der konkreten Umsetzung des neu erworbenen Wissens und ein Kompetenzzuwachs im Umgang mit Nahrung, z.B. durch Kochpraxis.
Starke Eltern:
Durch das Projekt soll das elterliche Engagement und eine gesunde Lebensführung in den Familien begleitend gefördert werden. Unser Konzept bezieht Eltern auf zwei Ebenen ein und unterstützt diese. Die Elternabende dienen der allgemeinen Wissens- und Informationsvermittlung sowie dem Austausch mit anderen Eltern. Hier erhalten die Eltern unter anderem Informationen zum Gruppenangebot sowie Hinweise zum Umgang mit Essen und Bewegung in der Familie. Der Austausch mit anderen Eltern trägt zur Entlastung bei und gemeinsam können konkrete Veränderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für die Familien entwickelt werden. Die Termine zum individuellen Elterncoaching dienen der Stärkung der Familien und ergänzen das Programm.
Â
Umsetzung:
Der GesundheitsLaden e.V. plant mit seinen Einrichtungen JUNGEN* IM BLICK und MÄDCHEN*gesundheitsladen 20 Treffen für einen Gruppenzyklus durchzuführen. In den Ferien finden keine Treffen statt. Beginn des ersten Zyklus ist Herbst 2018. Wir laden Sie herzlich zu einem Vorgespräch ein, welches Voraussetzung für die Teilnahme ist.
Die Gruppen werden jeweils von zwei Pädagog*innen geleitet und begleitet. Die Elternabende und die Elterncoachings werden mit demselben qualifizierten Personal durchgeführt.
„Stark hoch 2“ kooperiert mit dem „Stuttgarter Stufenmodell zur Ăśbergewichtsprävention und –therapie“ . Zudem werden bei Bedarf Kooperationen mit den betreuenden Kinderärzt*innen der beteiligten Mädchen* und Jungen* angestrebt.
„Stark hoch 2“ wird unterstĂĽtzt durch die Eduard Pfeiffer-Stiftung und die Gesundheitskonferenz der Stadt Stuttgart.